Juli 12, 2017

Reichtum

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Früher dachte ich immer, dass reiche Menschen immer bekannte Sportler, Fernsehstars und/oder Schauspieler sind und jedes Jahr durch Arbeitsverträge Millionen verdienen. Damals kannte ich auch nur ein normales Konto und hatte keine Ahnung, welche Möglichkeiten es gibt sein eigenes Geld zu investieren und zu vermehren. Aus diesem Grund dachte ich, dass die reichen Menschen sich genauso wie alle Menschen in meinem Umfeld verhalten:

Geld wird als Angestellter verdient. -> Geld wird ausgegeben -> Neues Geld wird verdient.

Lange Zeit bin ich davon ausgegangen, dass reiche Menschen einfach nur deutlich mehr Geld jeden Monat verdienen und damit zum Ausgeben zur Verfügung haben. Solche falschen Annahmen erschweren es natürlich ein Vermögen aufzubauen und selbst reich zu werden. Was man auch immer unter diesem Begriff versteht. Für mich ist nämlich nur jemand wirklich reich, der nicht mehr darauf angewiesen ist Geld zu verdienen (also finanziell frei ist). Dabei sind die meisten sogenannten Reichen einfach nur Angestellte mit einem hohen Einkommen, die nicht mal wenige Monate überbrücken können. Im Gegenteil sind viele Reiche sogar ziemlich verschuldet.

Reiche investieren

Der große Unterschied zur Mittelschicht oder Angestellten mit einem hohen Einkommen ist, dass die Reichen über ein großes Vermögen verfügen und durch die Erträge ihrer Investitionen leben können. Die allermeisten Reichen besitzen ein eigenes Unternehmen, sind mittels Aktien an Unternehmen beteiligt oder besitzen vermietete Immobilien. Dabei ist allerdings der große Unterschied zu einem Konto (wo ein Angestellter einen Großteil seines Vermögens hat), dass Bewertungen von Unternehmen, Aktienkurse und Immobilien im Wert schwanken und damit auch das eigene Vermögen Schwankungen unterworfen ist.

Ich möchte das näher anhand eines Beispiels verdeutlichen:

Susanne Klatten ist mit einem geschätzten Vermögen von 18 Milliarden Euro einer der reichsten Frauen in Deutschland. Unter anderem hat sie von ihrem Vater einen großen Anteil der Aktien von BMW geerbt. Ihre BMW-Aktien haben dabei aktuell einen Wert von ca. 6,5 Milliarden Euro.

Während ich für diesen Artikel recherchiere und ihn auch schreibe, hat die BMW Aktie 0,3% ihres Wertes verloren. Das sind natürlich für den Aktienmarkt keine größeren Schwankungen, doch bei Frau Klatten machen diese 0,3% bereits 19,5 Millionen Euro aus. Das bedeutet innerhalb von nur einer Stunde hat sie 19,5 Millionen Euro ihres Vermögens „verloren“.

Natürlich ist diese Schwankung nur ein Problem, wenn ich meine Aktien auch verkaufen möchte und damit den Verlust realisiere. Dieses kleine Beispiel macht allerdings eines sehr deutlich: Wenn ich mein Geld investiere und nicht nur auf dem Konto rumliegen lasse, wird es zwangsläufig zu Schwankungen kommen und das Vermögen wird nicht jedes Jahr größer.

Das ist allerdings der Preis einer vernünftigen Rendite, denn wenn der schwankungsreiche Aktienmarkt geringere Renditen als ein normales Konto hätte, würde keiner mehr sein Geld in Aktien investieren.

Frau Klatten machen diese Tagesschwankungen natürlich nichts aus und sie wird sehr wahrscheinlich noch nicht mal auf die Aktienkurse schauen. Innerhalb von einigen Jahren kann es hier allerdings auch zu deutlich größeren Schwankungen kommen. So hatte die BMW-Aktie im März 2015 ihr Allzeithoch bei ungefähr 120€ pro Aktie. Knapp 2 Jahre später liegt der Kurs bei ungefähr 80€ pro Aktie. Damit hat Frau Klatten innerhalb von nur zwei Jahren fast 3,25 Milliarden Euro verloren.

Es ist spannend zu sehen, dass trotzdem in Forbes-Listen und auf Wikipedia das Vermögen auf 100 Millionen genau geschätzt werden kann. Dabei können bei einem Vermögen von 18 Milliarden Euro die Schwankungen am Tag durchaus 180 Millionen Euro (1% entsprechend) ausmachen. In Krisenzeiten natürlich noch deutlich mehr.

Investor werden

Ich denke einer der wichtigsten Schritte vom Sparer zum Investor ist zu lernen mit den Schwankungen umgehen zu können und immer weiter zu investieren. Die meisten Langfristinvestoren scheitern nicht so sehr an der Komplexität der Materie oder weil sie nicht genug Geld sparen und investieren könnten. Häufig ist das Problem, dass die Menschen in Crashphasen ihre Aktien nicht halten sondern verkaufen, weil sie mit den Schwankungen nicht umgehen können.

Ein Weg mit den Schwankungen umgehen zu können, kann zum Beispiel sein sich ausschließlich auf die Dividenden zu fokussieren und den Kurs der Aktie nicht so sehr in den Fokus zu rücken. Bei Frau Klatten waren es im vergangenen Jahr zum Beispiel über 200 Millionen Euro alleine an Dividenden von BMW. Damit lässt es sich auf jeden Fall einigermaßen leben. ?

Wie geht Ihr mit den Schwankungen Eures Depots um?

PS: Als ich mit dem Artikel fertig war, stand die Aktie auch wieder um 0,1% im Plus.

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Über den Autor

Dominik Fecht

Ich bin Dominik und bilde Menschen im Thema Finanzen aus. Entweder durch diesen Blog, meinen YouTube-Kanal, meine beiden Bücher oder in meiner Live-Online-Ausbildung.

Ich helfe Menschen das Thema Finanzen durch einfache Erklärungen zu verstehen und ihr Geld in die eigenen Hände zu nehmen. Finanzbildung für ein selbstbestimmtes und glückliches Leben.

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  1. Hallo Dominik,

    Solche Überlegungen mache ich auch öfters, da sieht man ziemlich gut das man alles in einer gewissen Relation sehen sollte. Ich finde es beispielsweise nicht verwerflich wenn ein Multimillionär etwas tiefer in die Tasche greift, um einen schöneren Wagen zu kaufen. Da er Prozentual gleich oder sogar weniger dafür ausgibt als der otto-normal Verbraucher. Natürlich braucht man keine 20 Autos in der Garage 😉

    Mir sind Schwankungen im Depot herzlichst egal, wobei ich mich dann doch insgeheim freue wenn es nach Norden geht 🙂

    Gruss
    Thomas

    1. Hallo Thomas,

      ich habe mal ein Interview von einem sehr reichen Selfmademillionär gesehen und er hat für sich die Regel aufgesetzt, dass ein Auto niemals mehr als ein Monatseinkommen kosten sollte. Diese Grenze finde ich ein wenig krass, doch meiner Meinung nach sollte das Auto auch nicht mehr als 3 Monatsgehälter kosten. Bei vielen Kollegen sehe ich das Gegenteil und das Auto kostet fast ein Jahreseinkommen. Insbesondere wenn man die Kreditzinsen noch hinzurechnet.

      Schöne Grüße
      Dominik

      1. Hallo Dominik,

        Genau so denke ich auch, und genau das brachte mir in den letzten Wochen einiges an Kritik ein. Aber das bringt es auf den Punkt. Wenn ich für den Cashflow investiere, wieso muss ich mir darüber Gedanken machen, wie meine Aktien gerade stehen? Macht für mich überhaupt keinen Sinn! Und genau das versuche ich in der Zukunft auch vermehrt als Message rüber zu bringen.

        Zu deinem letzten Kommentar mit den Autos:
        Ich habe mir das Ziel auch gesetzt, mein Traum-Auto ist ein älteres Modell von Audi, der Baureihe A8 irgendwann zu kaufen. Das Auto ist nun schon 10 Jahre alt, kostet aber noch immer lockere 20 tausend Euro, so wie ich ihn gerne hätte.

        Habe mir geschworen, wenn ich mir das Auto mit 3-Monats-Einkünften leisten kann, werde ich es kaufen. 🙂 Gibt mir weiterhin Motivation.

        mfG Chri

        1. Hallo Chri,

          Deinen Artikel zu dem Thema Buchverluste/Buchgewinne fand ich sehr einleuchtend, auch wenn ich mich in der Optionsmaterie noch nicht so gut auskenne.
          Solange sich aktuelle Buchverluste nicht negativ auf die zukünftigen Erträge auswirken, sehe ich auch keinen größeren Sinn darin diese näher zu betrachten. Es bringt nichts ein Unternehmen nur wegen den aktuell hohen Dividendenrenditen zu kaufen, wenn der Kurs immer weiter runter geht und dem Unternehmen die Pleite droht.

          Ich denke das ist ein sehr vernünftiger Ansatz. Die meisten mit Deinem Einkommen würden sich diesen Wagen wahrscheinlich einfach jetzt schon neu und kreditfinanziert holen.

          Schöne Grüße
          Dominik

  2. Kurze Ergänzung zur Fam. Quandt und Klatten, damit einem klar wird, woher der Reichtum kommt, nämlich nicht von der Börse: Vater Herbert Quandt hatte BMW-Aktien gekauft mit Geld aus dem Quandt-Nazirüstungskonzern, aufgebaut auf skrupellose Arisierungen und Sklavenarbeit von 50 000 Zwangsarbeitern. Herbert Quandt war dort als Junior- und Personalchef persönlich zuständig z.B. für das KZ der Akkumulatorenfabrik AFA (heute Varta), geschätzte Überlebensdauer der Häftlinge dort sechs Monate. Die Betriebe waren so kriegswichtig, dass die britische Besatzungsmacht in der Erwägung eines Angriffs auf die Sowjetunion lieber die Quandts weitermachen ließ, als sie in Nürnberg als Kriegsverbrecher anzuklagen. Als der Quandt-Freund und Goebbels-Stellvertreter Werner Naumann dann doch 1953 von den Briten gehindert wurde, mit der FDP in NRW die NSDAP wieder zu beleben, wurde er als Direktor in die Quandt-Firma Busch-Jaeger übernommen.

    1959 konnte Herbert Quandt dank gut gepflegter Vernetzung in Branche und Politik den Coup mit der „Rettung“ des siechen BMW-Konzerns landen: Er hatte die Perle dieses Konzerns, die BMW-Triebwerksbau-GmbH im Auge. Dort winkte die damals ungeheure Auftragssumme von 400 Mio. DM für Starfighter-Triebwerke. Der Verkauf der Triebwerks-GmbH an MAN – später wurde die MTU daraus – reichte, um BMW in den 60er Jahren zu sanieren. Aus den Quandtschen Waffenfabriken entstanden die IWK (heute Kuka), die an BMW modernste Produktionsanlagen lieferte.

    1. Hallo Tom,

      in einem solch kurzen Artikel kann man sich selbstverständlich nicht mit jedem Aspekt der Familiengeschichte auseinandersetzen. Das hört sich nach Stoff für mehrere Bücher an. Ich hatte Frau Klatten auch eher zufällig genommen, um die Schwankungen an der Börse zu verdeutlichen.

      Ich danke Dir für die Ergänzung.

      Schöne Grüße
      Dominik

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