Heute möchte ich mich näher mit dem Begriff des Reichtums auseinandersetzen. Hier lassen sich viele verschiedene Ansatzpunkte finden, wie Reichtum definiert wird und was jeder einzelne unter diesem Begriff versteht. Für den einen ist es ein bestimmtes Vermögen, während es für den anderen vielleicht überhaupt nichts mit Finanzen zu tun hat. Aus meiner Sichtweise ist Geld nur einer von insgesamt vier Faktoren, auf die es bei wahrem Reichtum ankommt. Dies sind die Finanzen, Gesundheit, Beziehungen (Freundschaften und Partnerschaften) und Lebensglück. Hierbei führt ein Defizit in einer der Kategorien dazu, dass Du nicht wahren Reichtum erreichen kannst.
Finanzielle Armutsdefinition
Fangen wir zuerst mit der finanziellen Situation an. Wahrscheinlich wirst Du mit mir übereinstimmen, dass jemand, der (wirklich) arm ist, nicht gleichzeitig reich sein kann. Das Problem ist, dass jedes Land und jede Kultur aufgrund ihrer eigenen Situation eine unterschiedliche Sichtweise vom Begriff der Armut hat. Die verschiedenen Definitionen klaffen extrem weit auseinander, sodass ein armer Deutscher in einem armen Land wie dem Kongo zur Mittelschicht oder sogar zu den reichen Menschen gehören würde.
Es gibt eine weltweit anerkannte Grenze, die besagt, dass Menschen absolut arm sind, wenn sie weniger als 1$ pro Tag zur Verfügung haben. Das sind gerade mal 30$ im Monat und 360$ im Jahr. Wer so wenig Geld verdient, hat keinen Strom und/oder kein fließendes Wasser und Probleme sich selbst zu ernähren. Wenn wir dann in Deutschland unsere Definition von Armut angucken, erkennt man was für ein Luxusproblem diese Form der Armut ist. Das bedeutet keinesfalls, dass es schön ist in einem reichen Land wie Deutschland arm zu sein. Jedoch haben arme Menschen in Deutschland ein Dach überm Kopf, Strom, fließendes Wasser, genug zu essen, eine medizinische Grundversorgung und Zugang zu Bildung.
Zur Zeit liegt der Hartz IV Regelsatz bei 404€, mit dem die laufenden und einmaligen Kosten für Ernährung, Kleidung, Körperpflege, Hausrat, Strom und die Teilnahme am kulturellen Leben gedeckt werden. Zusätzlich wird noch die Wohnung bezahlt. Damit kommen wir auf ein minimales Einkommen von etwa 650€, was etwa das 22-fache der absoluten Armut ist. Wenn wir das miteinander vergleichen, wird schnell ersichtlich, dass niemand in Deutschland wirklich arm ist. In Deutschland hat jeder genug Geld, um einigermaßen über die Runden zu kommen.
Gesundheit
Als zweites möchte ich hier die Gesundheit betrachten. Es ist offensichtlich, dass niemand als wirklich reich bezeichnet werden kann, wenn er sterbenskrank ist, die ganze Zeit nur halbkomatös im Bett liegt und alles um sich herum kaum noch wahrnimmt. Was bringen mir die Milliarden auf dem Konto, wenn ich dafür nicht mehr die Gesundheit habe, um damit etwas anfangen zu können?
Das gleiche gilt auch für Menschen, die sich auf ihre Karriere fokussieren, jede Woche mindestens 60-70 Stunden arbeiten und dann innerhalb von wenigen Jahren wegen einem Burnout zusammenbrechen. Häufig sieht man, dass dem materiellen Reichtum der Vorzug gegeben und gleichzeitig die Gesundheit ruiniert wird. Wenn Du einmal Deine Gesundheit zerstört hast, kannst Du das nie wieder durch Geld ausgleichen.
Hierzu gibt es ein schönes Zitat von Voltaire:
„In der ersten Hälfte unseres Lebens opfern wir unsere Gesundheit, um Geld zu erwerben, in der zweiten opfern wir unser Geld, um die Gesundheit wiederzuerlangen. Und während dieser Zeit gehen Gesundheit und Leben von dannen.“
Beziehungen
Als nächsten Punkt möchte ich auf Beziehungen eingehen. Der Mensch ist ein soziales Wesen und braucht für sein Überleben Beziehungen zu anderen Menschen. Das hat unter anderem ein ethisch höchst umstrittenes Experiment zu Tage gebracht.
So wurden zwei Gruppen von Neugeborenen im Krankenhaus unterschiedlich behandelt. Die einen wurden ganz „normal“ behandelt. Bei der anderen Gruppe wurde jegliche Interaktion und Berührung mit den Kindern vermieden und nur das Essen bereitgestellt. Viele Kinder in dieser Gruppe zeigten eine negative Entwicklung oder starben trotz normaler Ernährung innerhalb der ersten Wochen.
Hieran wird schon deutlich, wie enorm wichtig Beziehungen für Menschen sind. So hat die Qualität der eigenen Beziehung einen enormen Einfluss auf unser eigenes Glück und unsere eigene Zufriedenheit. Wer den ganzen Tag seine Zeit nur mit Menschen verbringt, die er überhaupt nicht leiden kann, wird zwangsläufig unglücklich. Hier wieder die Frage: Was bringt mir mein Reichtum und meine Gesundheit, wenn ich die ganze Zeit nur mit Menschen verbringe, die ich nicht leiden kann?
Glück
Als letzten Bereich habe ich noch das Glück allgemein mit aufgenommen. Neben den Finanzen, der Gesundheit und den eigenen Beziehungen haben auch noch andere Bereiche einen enormen Einfluss auf das eigene Leben.
Einer davon ist zum Beispiel die Arbeit. Viele Menschen gehen einer Arbeit nach, die sie entweder nicht besonders mögen oder sogar hassen. Damit verbringen die Menschen dann einen Großteil ihrer wachen Zeit mit einer Tätigkeit, die sie unglücklich macht. Hier wieder die gleiche Frage an Dich: Was bringt Dir ein Job, der Dir 150.000€ im Jahr einbringt, wenn Du diesen abgrundtief hasst und Dich immer zur Arbeit schleppen musst?
Was ist jetzt wahrer Reichtum?
Letztlich lässt sich nicht abschließend an bestimmten Kriterien feststellen, wann Du ein reiches Leben führst. Ich hoffe, es ist klargeworden, dass Reichtum nicht nur einfach am Konto- bzw. Depotstand abgelesen werden kann, sondern immer eine Gesamtbetrachtung der verschiedenen Bereiche in Deinem Leben ist. So kannst Du als „armer Deutscher“ ein viel reicheres Leben als ein Millionär führen, wenn Deine anderen Bereiche für Dich zufriedenstellend sind.
So wirst Du wahrscheinlich zu den reichsten 0,5% der Welt gehören, wenn Du ein ausreichendes geregeltes Einkommen besitzt, gesund bist, einer Arbeit nachgehst, die Du magst und gute Beziehungen hast.
Welche Rolle spielen dabei die Finanzen?
Du wirst Dir vielleicht die Frage stellen, warum ich mich dann auf meinem Blog so stark auf die finanzielle Seite meiner „Reichtumsgleichung“ konzentriere und die anderen nur teilweise behandele. Für mich hat die finanzielle Seite eine so große Bedeutung, da viele Veränderungen in den anderen Bereichen nur mit einer bestimmten finanziellen Situation möglich sind. So hast Du bereits (ohne zu Investieren) durch das im Griff haben der eigenen Finanzen viel mehr Flexibilität und Freiheit in den anderen wichtigen Bereichen, um Veränderungen vorzunehmen. So kannst Du mit mehr Geld zum Beispiel eine bessere ärztliche Behandlung erhalten, einfach Deine (nervende) Arbeit aufgeben und etwas neues suchen und es gibt zum Beispiel in der Beziehung weniger Streit um (nicht vorhandenes) Geld.
Mit jedem investierten Euro steigt Deine Freiheit und Du brauchst Dir immer weniger Sorgen zu machen. Veränderungen werden immer einfacher möglich und so kann ich immer mehr das Leben führen, was ich wirklich führen möchte.
Zudem kommen in dem Thema „Umgang mit dem eigenen Geld“ auch alle anderen Bereiche indirekt vor. So hat der eigene Umgang mit dem Geld darauf Einfluss, wie ich meine Freizeit gestalte, welchem Beruf ich nachgehe und wie meine Beziehungen zu anderen Menschen sind. So spiegeln sich viele wichtige Lebensbereiche in dem Thema Geld und Finanzen wieder.
Was bedeutet für Dich Reichtum?
Hallo Dominik,
ein sehr schöner Artikel – Vielen Dank dafür!
Dass in Deutschland niemand wirklich arm sein muss, ist schon lange mein Verständnis. Das soziale Netz hier ist so enorm groß, dass jeder – auch ohne tollen Job oder anderweitiges finanzielles Vermögen – gut leben kann. Natürlich ist Hartz 4 nicht grade viel, aber zum Leben reicht es allemal – und wir leben nunmal in einer Leistungsgesellschaft. Wer in Deutschland nicht leistet, hat dementsprechend mit einem geringeren Lebensstil klarzukommen – Ausnahmen bestätigen dabei natürlich immer die Regel.
Und dennoch – wie du bereits sagst, ist Reichtum von so viel mehr gekennzeichnet als nur Geld. Für mich persönlich bedeuted finanzieller Reichtum, dass ich nicht mehr arbeiten muss, um meinen Lebensstandard mindestens zu halten. Das ist natürlich noch weit weg – dennoch würde ich mich nicht als arm bezeichnen, sondern als Mittelschicht mit Drang zu mehr 😉
Wichtig ist, denke ich, dass man für sich selbst weiß, wonach man strebt und wie man das erreichen kann. Und das auf allen Ebenen – nicht nur finanziell gesehen – um ein reiches Leben zu führen.
Viele Grüße
Marielle von den Beziehungs-Investoren
Hallo Marielle,
obwohl wir in einer Leistungsgesellschaft leben haben viele Menschen die Meinung, dass sie (ohne etwas geleistet zu haben) den Anspruch darauf hätten gleich viel zu verdienen wie ein Manager oder Fußballstar.
So wird die Schuld gern den anderen Menschen in die Schuhe geschoben und keine Verantwortung übernommen.
Da gibt es auch einen schönen Satz aus Rich Dad, Poor Dad:
Pleite bist Du nur für kurze Zeit, arm bleibst Du ein Leben lang.
Vieles fängt mit dem Kopf und der Einstellung an. Ich würde mich auch keinesfalls als arm betrachten, obwohl ich nach deutscher Definition dies trotz relativ hohem Einkommen während meines dualen Studiums bin.
Schöne Grüße
Dominik
Hi Dominik,
Mit diesen Punkten hast du vollkommen recht. Um ein glückliches Leben zu führen, sollte keiner der aufgezählten Punkten stark vernachlässigt werden.
Ich finde, die 4 Faktoren sollten in einer guten Balance stehen. Jedoch ist es Geld, die einem die Entscheidungsfreiheit gibt. Diese Entscheidungsfreiheit kann auch als Reichtum definiert werden. Damit du zum Beispiel im Restaurant essen kannst worauf du Lust hast.
Gruss Erfolgsmaschine
Ein wirklich wichtiger Punkt.
Letztendlich ist die Freiheit zu entscheiden, was Du machen kannst einer der größten im eigenen Leben, weswegen ich und viele andere die Finanzielle Freiheit anstreben.
Ich wollte mit meinem Beitrag einfach aufzeigen, dass man nicht nur einen einseitigen Fokus auf den finanziellen Reichtum haben sollte, da die Finanzielle Freiheit letztendlich bei fehlender Gesundheit nur nebensächlich ist.
Schöne Grüße
Dominik
Hey Dominik, toll erstmal junge Leute hier zu treffen die das Thema Finanzen mögen.
Du hast komplett recht mit den 4 Säulen.
Ich für mein Teil verneine immer, wen mich jemand persönlich fragt: willst du reich sein? Die Verbindung Reich sein und Finanzen, ist mittlerweile wie Asyl und Gutmensch. Keine gute Kombination. Ich bevorzuge deshalb das Wort Wohlstand. Ich will Wohlstand besitzen.
Bin gespannt was noch so auf dieser Seite passiert 🙂
Hallo Sanja,
ich finde das auch gut.
Mich hat ehrlich gesagt noch nie jemand so explizit gefragt, ob ich reich werden will.
Letztendlich ist es mir dann relativ egal, welche Definition die Person oder die Gesellschaft von dem Begriff hat.
So habe ich zum Beispiel auch bei dem Begriff des Verkaufens eine ganz andere Definition und Sichtweise.
Das stimmt, dass Reichtum in Deutschland extrem negativ behaftet ist und nur als negativ angesehen wird.
Ich glaub der Begriff Wohlstand ist nur nicht so negativ besetzt, weil die Menschen darunter eine gemäßigte Form von Reichtum sehen (Reichtum für den Mittelstand mit einem eigenen Haus und zwei Autos, aber keinesfalls mehr).
Schöne Grüße
Dominik
Hi,
Ich stimme deinen Gedanken absolut zu. Reichtum hängt von vielen Faktoren ab. Zum Beispiel Reich im Vergleich zu was? So kann ich durch ein schlechtes deutsches/österreichisches Einkommen in Thailand überdurchschnittlich gut leben. Genauso wie ich mit einem Einkommen von 3-5.000 Euro ein Leben in Monaco nur schwer finanzieren kann. Deswegen hängt die Definition von Reichtum für mich auch mit dem Vergleichsobjekt zusammen.
Ich möchte deswegen nicht „reich sein“, sondern so leben das ich glücklich und zufrieden bin. Ich möchte meine Sorgen minimieren und meine Möglichkeiten maximieren. Dazu muss Vieles zusammenpassen!
Liebe Grüße
Florian
Hallo Florian,
letztendlich hat das auch immer etwas mit dem eigenen Vergleich zu tun.
So würden die meisten Menschen eine Gehaltserhöhung ablehnen, wenn die Kollegen eine höhere Steigerung erhalten.
Eigentlich irrational, weil wir mit einem höheren Gehalt besser dastehen, aber wir vergleichen uns immer.
Aus diesem Grund sollten wir versuchen das vergleichen zu meiden, weil wir darin letztendlich kein Glück finden.
Es wird immer irgendeinen Menschen geben, der in einem Bereich besser ist und wenn wir uns immer nur mit den besseren vergleichen, werden wir nie glücklich.
Ich finde es daher wichtig sich an sich selbst und der eigenen Entwicklung zu messen, weil das immer noch der beste Bezugspunkt ist.
Schöne Grüße
Dominik
An interesting discussion is definitely worth comment.
I believe that you need to write more on this subject matter, it might not be a taboo matter but usually people do
not speak about these topics. To the next! Many thanks!!
Thank you for your comment.
I am pretty sure that I will write more about this topic in the future.
Have a nice day
Dominik
Besonders toller Blog. Worüber kann man den Autor kontaktieren?
Vielen Dank für Dein Lob.
Unter dieser E-Mailadresse kannst Du mich erreichen:
kontakt [at] wohlstandsentfaltung.de