In dem ersten Teil zum Aufbau eines eigenen Portfolios habe ich Dir bereits gezeigt, was ETFs sind und welche Vor- und Nachteile diese beim Aufbau eines eigenen Portfolios haben. Heute möchte ich mich im engeren Sinne damit beschäftigen, wie Dein Portfolio aussehen soll. Asset Allokation bedeutet hierbei in welcher Weise das eigene Vermögen auf verschiedene Anlageklassen verteilt ist. Anlageklassen sind zum Beispiel Aktien, Immobilien oder Anleihen.
Diversifikation
Es gibt die alte Börsenweisheit, dass Du bei Deinen Investitionen nicht alle Eier in einen Korb legen solltest. Die erzielten Renditen aus der Vergangenheit garantieren nicht, dass die Entwicklungen in der Zukunft auch positiv sein werden. So bedeutet jede einzelne Investition immer das Risiko das eingesetzte Kapital wieder zu verlieren.
Aus diesem Grund solltest Du Dein Vermögen breit streuen, damit das Risiko kleiner wird. Das ist einer der wichtigsten Regeln beim Investieren. Wenn Du Deine Investitionen breit genug gestreut hast, kannst Du nicht mehr viel falsch machen. Du solltest daher Deine Investitionen auf Hunderte, besser Tausende Unternehmen in vielen verschiedenen Ländern weltweit streuen. Dadurch kann es einem einzelnen Unternehmen oder einer einzelnen Volkswirtschaft auch schon mal schlechter gehen, ohne das die Rendite darunter leidet.
Der größte Fehler von Anlegern weltweit ist der Home-Bias. Viele fokussieren sich bei den Investitionen zu sehr auf das eigene Land. So werden zum Beispiel ausschließlich deutsche Aktienunternehmen gekauft, wodurch das eigene Risiko ziemlich hoch ist. Falls es aus irgendwelchen Gründen Probleme in der deutschen Wirtschaft gibt, kann keine der anderen Investitionen diese negative Rendite ausgleichen.
Individuelle Betrachtung
Häufig wird allgemein gefragt wie die optimale Verteilung des eigenen Vermögens auf die unterschiedlichen Asset Klassen ist. Diese Frage kann nicht allgemein beantwortet werden, da jeder eine individuelle Situation und auch unterschiedliche Erwartungen an die Vermögensanlage hat. Ich möchte im Weiteren auf einige wichtige Punkte eingehen, die hierbei beachtet werden sollten.
Ziele
Jeder Mensch hat bestimmte Erwartungen und Ziele, die er mit der Anlage seines Vermögens erreichen möchte. So könnte zum Beispiel ein Ziel sein eine gute Rendite zu erzielen und das eigene Vermögen in 5 Jahren komplett als Eigenkapital für eine eigene Wohnung zur Verfügung zu haben. Hierbei sind selbstverständlich andere Investitionen und Anlageklassen sinnvoll als beim Vermögensaufbau für den Ruhestand. Ich möchte mich hier auf den langfristigen Vermögensaufbau für den Ruhestand beziehungsweise für die Finanzielle Freiheit fokussieren, da dies vermutlich das vorherrschende Ziel sein dürfte.
Hierbei kann ein größerer Teil in stark schwankende, aber sehr gut rentierende Anlageklassen (wie Aktien) gesteckt werden.
Emotionale Faktoren
Ein weiterer sehr individueller Punkt sind die eigenen Emotionen. So bringt die theoretisch „beste“ Anlageform Dir nichts, wenn Du emotional die Verlustphasen nicht durchstehen kannst und daher mit großen Verlusten verkaufst. Du musst mit Deiner eigenen Investitionsform nachts gut schlafen können, denn sonst wirst Du jahrelange (Buch-) Verluste nicht durchstehen.
Das schwierige hieran ist, dass die Emotionen am Anfang meist stark unterschätzt werden und erst dann darüber nachgedacht wird, wenn es bereits zu spät ist. Zudem ist es schwierig die eigenen Emotionen einzuschätzen, wenn man einen solchen Crash noch nie selbst durchgemacht hat. So weiß ich selbst auch noch nicht, wie ich mit einem solchen Crash umgehen würde.
Berufliche Situation
In den meisten Fällen sind die Menschen von einem einzigen Unternehmen komplett abhängig. Aus diesem Grund sollte überprüft werden, inwieweit die Investitionen und der eigene Beruf zusammenhängen. In vielen großen Aktienunternehmen haben die Mitarbeiter die Möglichkeit vergünstigt Aktien des eigenen Unternehmens zu erwerben. Wenn dies die einzigen Investitionen wären, dann wäre das schlecht, weil Du bei einer Insolvenz des Unternehmens sowohl Deinen Job als auch Deine Investitionen verlieren würdest. Allgemein kann gesagt werden, dass die Korrelation von unserem Job mit unserer eigenen Wirtschaft (Deutschland) deutlich höher ist, als die Korrelation mit einer asiatischen Wirtschaft.
Im besten Fall gibt es nur einen sehr geringen Zusammenhang zwischen den eigenen Investitionen und dem Beruf. So gibt es zum Beispiel bei meinem Beruf als Zöllner nur eine sehr geringe Korrelation mit dem amerikanischen Aktienmarkt.
Welche Anlageklassen?
Unter Berücksichtigung der vorgenannten Punkte stellt sich jetzt die Frage, in welche Anlageklassen denn überhaupt investiert werden sollte.
Voraussetzungen zum Investieren
Zu allererst sollten alle Schulden zurückbezahlt werden (Ausnahme: Investitionsschulden). Außerdem sollte immer ein gewisser Betrag als Sicherheitspuffer für ungeplante Ausgaben auf dem eigenen Konto verbleiben. So ist die eigene aktuelle Situation abgesichert und es kann richtig investiert werden. Meiner Meinung nach sollte nur Geld investiert werden, welches Du nicht in den nächsten 10-15 Jahren benötigst. So kannst Du Dich langfristig orientieren, hohe Schwankungen aushalten und die besten langfristigen Renditen kassieren.
Grundlagen zur Asset Allokation
Es wird über mehrere Assetklassen diversifiziert, weil jede ein unterschiedlich hohes Risiko, unterschiedlich hohe Schwankungen und Renditen hat. Durch die Kombination der einzelnen Assetklassen soll eine maximale Rendite bei geringeren ertragbaren (siehe Emotionen) Schwankungen erreicht werden.
Für mich ist klar, dass der größte Teil des Portfolios aus Aktien bestehen sollte, da diese langfristig die höchsten Renditen erzielen. Bei allen anderen Assetklassen gibt es keinen Konsens, welche noch zum Portfolio hinzugefügt werden sollten. Neben den Aktieninvestitionen könnte zum Beispiel mittels eines REITs (Real Estate Investment Trusts) in Immobilien investiert werden. Alternativ gibt es noch die Asset Klassen Rohstoffe (z. B. Edelmetalle, Öl oder Nahrungsmittel) und Anleihen (z. B. Staatsanleihen, Unternehmensanleihen).
Hier streiten sich bereits die Geister, welche Assetklassen in welchen Anteilen im Portfolio vorhanden sein sollen. So favorisiert der Erste Rohstoffe, der Zweite Anleihen und der Dritte mischt diese in einem bestimmten Verhältnis.
Grundsätzlich gibt es zwei Teile eines Portfolios. Einmal die renditebringenden schwankungsintensiven Teile (wie Aktien und Immobilien) und die „sicheren“ nicht so stark schwankenden renditeärmeren Teile (wie Anleihen und Rohstoffe). Je größer der Anteil der risikoreichen Anlagen ist, desto höher ist die Rendite, aber auch das Risiko. Je größer der Anteil der risikoarmen Anlagen, desto niedriger ist die Rendite und das Risiko. Hier gilt es also für einen selbst das passende Verhältnis der risikoreichen und risikoarmen Anteile festzulegen.
Meine Asset Allokation
Ich selbst überlege noch, wie ich mein Portfolio langfristig aufbauen möchte. So möchte ich etwa 80-90% meines Vermögens in Aktien investiert haben. Der Rest soll dann in Gold oder Anleihen investiert werden. Dadurch habe ich eine hohe Rendite und etwas geringere Schwankungen. Zurzeit investiere ich ausschließlich mit einem ETF in Aktien, um den Grundstock für mein Portfolio zu legen. Danach werde ich weiter streuen mit weiteren ETFs und auch Einzelaktien.
Ich hoffe, ich konnte die grundlegenden Einflussfaktoren auf die Asset Allokation darlegen und zeigen, worauf zu achten ist. Im nächsten Teil werde ich das dann etwas konkreter an einem Musterportfolio erklären.
Wie sieht Eure Asset Allokation aus und worauf habt Ihr bei dem Aufbau Eures Portfolios besonders wert gelegt?
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Hi,
Toller Artikel, der die Grundpfeiler der Portfoliotheorie von Markowitz gut erklärt.
Ich denke, dass der schwierigste Teil ist, seine eigenen Emotionen einzuschätzen. Meistens neigt man dazu, sich selbst zu überschätzen. Was mir jedoch sehr hilft: Dass ich mir schon einiges an Wissen aneignen konnte. Ich weiß, welche Produkte und Investitionen in meinem Portfolio sind. Ich bin davon überzeugt, dass diese Produkte mich auf meinem Weg bestmöglich unterstützen. Hätte ich weniger Wissen, wäre ich schneller geneigt in Krisen zu verkaufen. So möchte ich die Krisen als Chancen erkennen, günstige Nachkaufsmöglichkeiten zu nutzen.
Liebe Grüße
Florian
Hallo Florian,
bei mir war es ganz genau so, dass ich mit steigendem (Investment-) Wissen immer sicherer wurde, weil ich richtig verstanden habe, warum die Börse steigt und dass die Risiken gar nicht so groß sind, wie immer wieder von den Medien propagiert wird.
Ich bin sogar auf die erste Krise richtig gespannt, wie sie allgemein abläuft und wie stark meine Nerven wirklich sind.
Wie Du versuche ich eine Krise als guten Einstiegszeitpunkt und nicht als Weltuntergangsszenarion zu sehen.
Schöne Grüße
Dominik
Hallo Dominik,
du bringst es gut auf den Punkt: Es gibt keine allgemein gültige Vermögensformel. Jeder hat eine individuelle familiäre und monetäre Situation und muss die Entscheidungen für seine Finanzen selber treffen und dem entsprechend die Verantwortung für seine Entscheidungen tragen. Entweder man lässt sich (unabhängig) beraten oder man beschäftigt sich etwas mit dem Thema Geld.
Obwohl es keine allgemein gültige Vermögensformel gibt, so gibt es doch einige allgemein gültige Gesetze, die Geld betreffen. Und die kann jeder nutzen.
Ich fand es treffend als Warren Buffett den Begriff „Risiko“ auf der diesjährigen Hauptversammlung definiert hat (sinngemäß): Das Risiko sind nicht die Schwankungen am Markt, Risiko ist das Fernbleiben vom Markt und damit der Verzicht auf Rendite.
Beste Grüße
Nico
Hallo Nico,
das kommt mit dem Risiko immer stark darauf an, was der einzelne als Risiko ansieht.
Die meisten meinen einfach, dass die Börse risikoreich ist, weil sie bisher nur schwankungs- und renditearme Investitionen gewohnt sind.
Hauptsache Du bist mit Deiner Entscheidung selnbst zufrieden und verkaufst nicht zum schlechtesten Zeitpunkkt.
Schöne Grüße
Dominik