Stell Dir doch mal eine Welt vor, in der Du mehr hast als Du benötigst.
Ein Leben im Überfluss. Eine Welt, wo Milch und Honig fließen. Wein statt Wasser und die vorgegarten Tiere fliegen durch die Lüfte. In mundgerechten Häppchen natürlich!
Tun? Lassen? Ich entscheide! Ich mache mir die Welt … wie sie mir gefällt.
Ich genieße
Es ist jeden Tag ein wahrer Genuss. Das Wissen darum, dass ich keine Angst davor zu haben brauche, die Rechnungen im nächsten Monat nicht bezahlen zu können. Das Wissen darum, dass mir ein Jobverlust kurzfristig nicht wehtut. Ich könnte meine Rechnungen auch noch in einem Jahr bezahlen – das gibt Sicherheit.
Aber das ist Sorglosigkeit, das lasse ich noch nicht als Genuss durchgehen.
Viel mehr als ich die Sicherheit schätze, schätze ich die Freiheit, die daraus resultiert.
Nein, nein, ich bin nicht reich. Kein bisschen! Aber wer mit relativ wenig Geld auskommt und den Rest zur Seite legt, hat Freiheiten, von denen andere nur träumen können.
Was daran so fantastisch sein soll? Siehst Du gleich.
Aber halt mal, was ist denn mit den jungen Leuten von heute los?
Ein Bekenntnis zur Freiheitsliebe?
Unwillig, das Arbeitstier zu spielen?
Unabhängigkeit über alles?
Um den Dichtern und Denkern unserer Zeit gerecht zu werden, vermittle ich meine Gedanken in lyrischer Form:
Das mutet sehr seltsam an,
ist das denn schon Sturm und Drang?
Ist die Jugend von heute
etwa des Wahnsinns fette Beute?
Sind einige unserer jungen Zeitgenossen denn so vernarrt in Freiheit? Und hat Geld – dieses doch eigentlich ausschließlich materielle Mittel – tatsächlich das Potenzial, unglaublich viel immateriellen Wert zu stiften?
Lieber den faulen Lenz als einen neuen Benz?
Am See zwei Becks statt eine Rolex?
Aber nicht doch! Vielleicht mal eine Woche, aber mit Faulenzen fange ich auf Dauer zu wenig an… Du sollst nur merken, welches Potenzial darin schlummert, ein bisschen Geld auf der hohen Kante zu haben.
Lass uns mal etwas fantasieren.
In der Welt der Fantasie
Ich habe Feierabend und fahre mit dem Auto nach Hause. Mein Job als Projektingenieur macht mir seit geraumer Zeit keinen richtigen Spaß mehr und heute weiß ich mit Sicherheit: Ich habe keinen Bock mehr.
Das nächste Ticket nach Thailand ist nur einen Klick entfernt und kostet nicht die Welt – ab geht die Post.
Nach zwei Wochen Strand und Massage habe ich den Drang, etwas Produktives zu unternehmen. Nicht arbeiten ist ja schön und gut, aber trotz des vielen Lesens möchte ich ein bisschen produktiv sein.
Während meiner Zeit als Angestellter habe ich nebenberuflich gebloggt und damit ein kleines monatliches Einkommen generiert, das auch jetzt nicht abebbt. Damit lassen sich keine großen Sprünge machen, aber dieses Zusatzeinkommen lässt mich zuversichtlich in die Zukunft blicken.
Na, dann schreibe ich jetzt eben zwei Beiträge pro Woche statt nur einen. Zusätzlich weiß mit Sicherheit: Mein Erspartes wird mir über ein Jahr ausreichen, wenn ich es im Ausland nicht übertreibe. Ansonsten fange ich wieder an, ab und zu ein paar Texte für Textbörsen zu schreiben – da können auch ein paar Hundert Euro zusammenkommen (siehe Meine Erfahrung mit Textbroker und content.de).
Ist das die kleine finanzielle Freiheit? Das berüchtigte Fuck-You-Money?
Es fühlt sich jedenfalls so an.
Nach und nach habe ich das Bedürfnis, wieder erwerbstätig zu werden. Das kleine Einkommen durch den Blog steigt etwas schneller an als zuvor, da ich auch wesentlich mehr Zeit investieren kann.
Wenn ich mich ein bisschen mehr anstrengen würde, könnte ich vielleicht sogar allein von dieser Einkommensquelle im Ausland leben. Ein schönes Gefühl, denn ich merke, dass ich durchaus Macht über mein eigenes Leben habe.
Aber wer hat diese Freiheiten schon? Abgesehen von mir, der ich ganz bewusst einen Finanzpuffer aufbaue, um mir diese Freiheiten zu nehmen.
Mir erscheinen plötzlich alle Verhaltensweisen von Bekannten, das Klagen und die Sorgen bezüglich des Geldes, altbekannte Probleme und das (häufig) eingebildete Leid als selbst verschuldet. Ganz oft sind es nur simple Konventionen, denen ich mich nicht mehr hingebe.
Meine Konsequenz
Geh mir weg mit dem Benz! Brauche ich nicht und führt mich nur weg vom Ziel.
So vermessen es auch erscheinen mag, wie ich es als Heldentat darstelle, mir kein schickes Auto zu leasen, so zutreffend ist es doch, dass viele junge Menschen es mit dieser Heldentat nicht allzu ernst nehmen.
Wie ist es sonst zu erklären, dass einige Berufseinsteiger – egal ob in der Industrie am Band, als Lagerist oder Jungingenieur – der Meinung sind, das geleaste Auto sei eine gute Methode, um den Lebensstandard angemessen zu erhöhen. Man soll sich ja auch mal was gönnen, heißt es dann.
Ich spare lieber jeden Monat einen ordentlichen Teil meines Gehalts, investiere davon etwas und lege den Rest zur Seite (siehe Meine Erfahrung mit Union Investment Fonds von der Volksbank).
Recht beliebt sind übrigens auch übergroße Wohnungen, teure Klamotten, übertriebene Geschenke und häufige Restaurantbesuche – wobei unter letztere ebenso Fast-Food-Ketten wie Subway und McDonalds fallen, die einfach wesentlich mehr kosten als selber kochen.
Eine viel zu große Immobilie abbezahlen? Ich bin momentan nicht bereit, mich während der schönsten und produktivsten Jahre meines Lebens in eine sanfte Sklaverei zu begeben. Der goldene Käfig bleibt ein Käfig. Und den goldenen Käfig finde ich momentan nicht wirklich ansprechend.
Wenn ich hier schon so clever daherrede, was mache ich denn konkret?
Ach, so schwer und spannend ist das gar nicht. Ein bisschen sparen, ein bisschen investieren, den Lebensstandard schrittweise (und nicht sofort!) an das neue Einkommen anpassen und einige Zeit später merkt man: Auf meinem Konto und im Depot hat sich Freiheit angesammelt.
Ob man sich diese Freiheiten dann auch nimmt, ist jedem selbst überlassen.
Weg mit den Konventionen
Bei solchen Themen frage ich mich: Ist die klassische 40-Stunden-Woche noch zeitgemäß? In einer Zeit, in der Flexibilität und persönliche Entfaltung für das Individuum immer wichtiger werden und die Arbeitgeber diese Flexibilität und Erreichbarkeit sogar immer stärker fordern. Einige wagen zumindest erste Schritte in diese Richtung.
Backpacking in Kambodscha oder eine kleine Weltreise lässt sich nun mal nicht so leicht mit dem 9 to 5 Job verknüpfen, wie viele Angestellte das gerne hätten.
Brauche ich ein Auto aus der oberen Mittelklasse, nur weil ich jetzt Teamleiter bin? Und muss mein Eigenheim deshalb teurer sein als die meiner Mitarbeiter?
Durch Verzicht, der für mich keinen Verzicht im eigentlichen Sinne darstellt, lebe ich ein finanziell unbeschwertes Leben. Ja, ich könnte morgen kündigen, mein Online Business ausbauen oder in Südostasien leben und mir den ganzen Tag den Rücken massieren lassen. Lesen, denken, schreiben.
Wonach mir beliebt.
Dein Depotstudent Dominik