Mai 13, 2019

Kündigung

Teile den Inhalt, wenn er Dir gefällt.


Sieben Männer zwischen 20 und 50 Jahren, die sich vorher noch nie gesehen haben, sitzen an einem Freitagabend in einer gemütlichen Kneipe, um sich über das Thema Geld und Finanzielle Freiheit zu unterhalten. Einer davon (wieder mal der jüngste) bin ich.

Kneipe

Nach einem kurzen Kennenlernen und etwas Smalltalk (Investierst Du Dein Geld passiv nach dem Kommer-Weltportfolio oder verfolgst Du einen aktiven Value-Ansatz?) kommen wir zu immer tieferen und spannenderen Themen. Manni (Namen geändert) berichtet davon, dass ihm sein Job als Projektentwickler keinen Spaß mehr macht und er daher die Finanzielle Freiheit anstrebt.

Ihn bedrückt vor allem das negative Arbeitsklima in der Firma, die mangelnde Abwechslung und die fehlenden Herausforderungen. Früher hatte ihm sein Job mal sehr viel Spaß gemacht, aber dieser ist in den letzten Jahren immer weiter verlorengegangen. Mittlerweile hat er morgens schon keine Lust mehr und wünscht sich am Montag bereits das Wochenende herbei.

Sein Antrieb für die Finanzielle Freiheit:

„Ich will endlich das nervige Hamsterrad verlassen und meinen Job kündigen können.“

Mann
Hamsterrad
„Das Hamsterrad sieht von innen aus wie eine Karriereleiter!“

Nach seinen eigenen Berechnungen könnte er bereits jetzt 50 % seiner Ausgaben durch passive Einnahmequellen decken und würde die Finanzielle Freiheit in 4 bis 5 Jahren erreichen können. Als er ausspricht, dass er noch 4 bis 5 Jahre auf die Finanzielle Freiheit hinarbeiten „müsste“, sieht er sehr bedrückt und traurig aus.

Das Hamsterrad beginnt im Kopf

In den letzten drei Jahren habe ich bereits etliche Finanztreffen besucht und mich mit vielen Menschen unterhalten, die die Finanzielle Freiheit anstreben. Dabei ist mir häufig ein ähnliches Muster wie bei Manni aufgefallen.

Ihre Hauptmotivation die Finanzielle Freiheit zu erreichen ist es den aktuellen verhassten Job hinter sich lassen zu können.

Viele sind auf dem Weg zur Finanziellen Freiheit auch bereits ziemlich weit und müssten nur noch wenige Jahre darauf hinarbeiten. Sie sagen sich dann einfach, dass Sie nur noch diese Jahre in dem Job aushalten müssen und dann das Hamsterrad für immer hinter sich lassen können.

Mittlerweile bin ich allerdings der Meinung, dass Du Dich dadurch selbst unnötig unglücklich machst und Deinen Job bereits vor Erreichen der Finanziellen Freiheit kündigen solltest.

Ist es die Finanzielle Freiheit wert, dass Du viele Jahre lang den Großteil des Tages über etwas machst, auf was Du keine Lust hast oder was Du sogar abgrundtief hasst?

Manni könnte sich zum Beispiel einen Job bei einem anderen Unternehmen suchen, wo das Arbeitsklima viel besser ist und er mehr Herausforderungen hätte. Selbst wenn er dadurch die Finanzielle Freiheit dann ein paar Jahre später erreichen würde, sollte es das doch mehr als wert sein.

Oder was würdest Du persönlich wählen?

Vier Jahre in einem verhassten oder sechs Jahre in einem besseren/interessanteren Job?

Und selbst wenn die Tätigkeit in dem Wirtschaftsbereich gar keinen Spaß mehr macht, kann er ja auch nochmal etwas ganz anderes machen. Vielleicht sogar nochmal eine neue Ausbildung oder ein Studium.

Finanzielle Freiheit als Werkzeug

Ich glaube ein großes Problem ist, dass die Finanzielle Freiheit gerne als einzige Lösung für berufliche Unzufriedenheit gesehen wird. Du solltest Dir allerdings eine Sache immer wieder vor Augen führen:

Die meisten Menschen haben wahrscheinlich noch nie vom Konzept der Finanziellen Freiheit gehört und kümmern sich nicht bewusst um ihre Finanzen. Es soll sogar einige Menschen geben, die einen alten Job kündigen oder nochmal einen ganz anderen Berufsweg einschlagen. Und das ohne finanziell frei zu sein.

Wenn Du Dich bereits auf dem Weg zur Finanziellen Freiheit bist, erleichtert Dir Dein passives Einkommen und Dein Wissen, wie Du mit Geld umgehst, den Jobwechsel oder die Kündigung enorm.

Und bevor Du den Punkt anstrebst, dass Du nie mehr arbeiten musst, solltest Du Dir vielleicht erstmal überlegen, wie Du durch einen Jobwechsel Dein Lebensglück verbesserst. Schließlich ist es deutlich leichter einen Job zu wechseln, als die Finanzielle Freiheit zu erreichen.

Ich sehe es mittlerweile so, dass die Finanzielle Freiheit, das Sparen und Investieren Werkzeuge sind. Sie können Dir dabei helfen ein glücklicheres und zufriedeneres Leben zu führen. Du musst sie allerdings auch nutzen und darfst sie nicht ungenutzt im Werkzeugkasten herumliegen lassen.

Ich weiß natürlich auch, dass ein solcher Schritt sehr viel Mut bedarf und niemals leicht ist. Das will ich hier auch nicht behaupten.

Ich möchte Dich nur dazu einladen zu hinterfragen, ob Du in dem gleichen Denkfehler gefangen bist.

Warum solltest Du Dein Glück auf die Finanzielle Freiheit in ein paar Jahren verschieben, wenn Du auch bereits jetzt glücklich sein kannst?

Du hast jeden Tag nur 24 Stunden zur Verfügung, wovon rund 8 Stunden bereits fürs Schlafen draufgehen. Von der restlichen wachen Zeit wirst Du den Großteil damit verbringen zu arbeiten.

Aus meiner Sicht ist daher unsere Tätigkeit mit Abstand der größte Glücksbringer oder Glücksverhinderer in unserem Leben.

Dazu möchte ich ein kleines Beispiel aus meinem eigenen Leben erzählen:

In meinem dualen Studium beim Zoll war ich auch für drei Wochen in der Reisendenabfertigung am Flughafen eingesetzt. Bei den meisten Kollegen ist dieser Arbeitsbereich extrem beliebt und ich habe daher vorher bereits viel positives über die Arbeit und Kollegen dort gehört. Bereits nach dem ersten Arbeitstag war mir allerdings klar, dass das überhaupt nichts für mich ist. Die Arbeit sieht so aus, dass Du den Großteil des Tages herumstehst, andere Menschen (auf Deutsch und Englisch) ansprichst und dann ihr Gepäck kontrollierst. Als introvertierter Mensch war mir das bereits nach wenigen Stunden zu viel Kontakt zu anderen Menschen. Am Ende des Tages war ich vom Stehen, Herumlaufen und dem vielen Kontakt zu anderen Menschen total platt. Dazu kam auch noch, dass am Flughafen im Wechselschichtdienst gearbeitet wird. In der einen Woche arbeitest Du von 5:45 Uhr bis 13:45 Uhr und in der nächsten dann von 13:45 Uhr bis 21:45 Uhr. Immer im Wechsel. In den drei Wochen habe ich sehr viele spannende Erfahrungen gesammelt. Ich war allerdings auch sehr froh, als die Zeit rum war und ich dort nicht mehr eingeteilt war.

Flughafen
Sieht fast aus wie der Düsseldorfer Flughafen. 😉

Alleine die Vorstellung dort für mehrere Jahre arbeiten zu müssen, wäre der reine Horror. Nicht weil die Arbeit dort nicht interessant ist, sondern weil sie einfach zu mir als Person nicht passt und ich nicht im Wechselschichtdienst arbeiten möchte.

Spätestens nach den drei Wochen war mir klar, welchen großen Einfluss die Arbeitstätigkeit aufs eigene Glück hat und warum Du diese sehr sorgfältig wählen solltest.

Hast Du schon mal eine ähnliche Erfahrung im Arbeitsleben gemacht? Was ist Dir wichtiger? Frühe Finanzielle Freiheit oder ein erfüllender Job?

Inhalte werden geladen

Hier findest Du mich:

Über den Autor

Dominik Fecht

Ich bin Dominik und bilde Menschen im Thema Finanzen aus. Entweder durch diesen Blog, meinen YouTube-Kanal, meine beiden Bücher oder in meiner Live-Online-Ausbildung.

Ich helfe Menschen das Thema Finanzen durch einfache Erklärungen zu verstehen und ihr Geld in die eigenen Hände zu nehmen. Finanzbildung für ein selbstbestimmtes und glückliches Leben.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked

  1. Hallo,

    ich möchte hier mal Partei für den „Manni“ von oben ergreifen – vermutlich war er eher einer der älteren am Tisch. Und vermutlich hätte er sich im Mitte 20 so verhalten, wie Du vorschlägst, d.h. Jobwechsel, oder ein neues Studium. So einfach ist das aber oft nicht…
    Mit Ende 40 weiß man schon, wie viel fitter man mit 25, 35 oder 40 in fast jeder Beziehung war, da ist es nicht so verlockend, mit frischgebackenen Abiturienten im Hörsaal zu sitzen.
    Der Arbeitsmarkt ist für Ende-40-jährige auch deutlich schwieriger als für Dich, und die Erfahrung hat Manni vielleicht auch schon gelehrt, dass neue tolle Jobs dann oft nicht so toll sind, wie sie erst aussehen. Das ist die eine Seite. Die andere ist, dass man i.d.R. mit 45 eine Familie und Wohneigentum hat und dadurch nicht so ungebunden ist wie als junger Single. Ein Umzug ist schwieriger, wenn du ein Haus verkaufen musst, deine Kinder und Frau aus ihrem sozialen Umfeld reißt, wenn du neue Schulen für die Kids suchen musst, oder wenn deine Frau gerade glücklich mit ihrem aktuellen Job ist und nicht wechseln möchte.
    Ein Kollege von mir (promoviert, 2 Kids) hatte in unserer Firma die Nase voll und hat gekündigt. In seinen neuen Job war er in der Woche in einer anderen Stadt und ist an den meisten WE nach Hause geflogen. Er hat mehr verdient, aber das Geld ging für eine zweite Wohnung und die Flüge wieder drauf. Er hat seine Kids nur am WE gesehen und seine Frau hat sich bedankt. Um das auszugleichen, muss der neue Job schon viel besser sein, damit die Gesamtsituation auch nur gleich gut ist.
    Da kann ich es schon nachvollziehen, wenn Manni es vorzieht, die nächsten 5 Jahre noch durchzuhalten. Das ist tatsächlich keine schöne Alternative, aber andere können schlechter sein und bessere sind nicht so einfach zu finden. Ich will jetzt nicht sagen, dass er es nicht versuchen soll – im Gegenteil!

    VG
    inventivedog

    1. Hallo,

      danke für Deinen langen und ausführlichen Kommentar.
      Selbstverständlich wird es mit der Zeit schwieriger seinen Job zu wechseln oder etwas neues anzufangen.
      Auf jeden Fall wird es vom Kopf her schwerer die gewohnten Bahnen zu verlassen und etwas ganz neues zu machen. Manni war vielleicht hier als Name schlecht gewählt. Die Person, von der ich das hier gehört habe, war allerdings Single und Anfang 30. Und ich höre das auch immer wieder von Menschen, die eigentlich ungebunden sind und nicht viel zu verlieren haben. Das Sicherheitsdenken in Deutschland ist sehr hoch und die wenigsten wollen den sicheren Job verlassen. Selbst wenn sie diesen hassen oder der Job sie unglücklich macht.

      Es sollte einfach ein Gedankenimpuls sein und jeder kann dann für sich selbst entscheiden, was er daraus macht.

      Schöne Grüße
      Dominik

  2. Wow, super geschriebener Artikel! War echt gut zu lesen und regt zum Nachdenken an. Vielen Dank dafür! Kenne viele Fälle (ggf. mich eingeschlossen) die lieber mit Blick auf ein (fernes) Ziel „durchhalten“ statt etwas an der Gegenwart zu ändern.

    1. Hallo Nils,

      danke für Deinen Kommentar.
      War genau dazu gedacht die Gedanken anzuregen.

      Schöne Grüße
      Dominik

  3. Hallo Dominik,

    ein super Thema und toller Beitrag!
    Ich bin gerade in der selben Situation wie Manni aber noch kein 40.
    Die Vorschläge den Job zu wechseln oder etwas anderes zu studieren kommen nicht in Frage.
    Zu groß ist das Risiko wieder keine Spaß an der Arbeit zu haben und weniger zu verdienen, was wiederum Zeit kostet.
    Ich bin einfach kein Typ für eine Anstellung. Lieber bin ich mein eigener Chef, übernehme die Verantwortung für mein Handeln und muss nicht die Arbeit für dauernd kranke Kollegen machen.
    Daher habe ich mich vor 3 Jahren Selbständig gemacht um die finanzielle Freiheit schneller zu erreichen.
    Letzten Monat habe ich bei meinem Arbeitgeber einen Antrag auf Teilzeit auf 25% Arbeitszeitreduzierung gestellt.
    Das ist mein erster Schritt in Richtung finanzielle Freiheit!
    Ich verstehe sowieso nicht warum kaum einer seine Arbeitszeit reduziert.
    Dabei ist mir aufgefallen, dass ich nur 21% weniger Nettogehalt bekomme, aber 29% weniger Zeit für meinen Job investieren muss.
    Die Zeitersparnis kommt dadurch, dass ich nun täglich weniger als 6 Stunden arbeiten muss und keine Pause mehr machen muss. So bin ich 30MInuten früher zu Hause und habe viel mehr Freizeit.
    Dadurch, dass ich weniger Gehalt bekomme muss ich auch weniger Lohnsteuer zahlen wodurch prozentual nur 21 % weniger Nettogehalt herauskommen.

    Der nächste Schritt wäre die Reduzierung auf 50%. Dabei muss ich jedoch beachten, dass ich dann wahrscheinlich nicht mehr hauptberuflich Angestellter sein werde. Das hat den Nachteil, dass ich mich freiwillig krankenversichern muss und das ist teuer, weil nicht mehr der Arbeitgeber 50% dazu bezahlt.

    Ich bin gespannt wie die Arbeitszeitreduzierung sich auf meinen Alltag auswirkt.

    Liebe Grüße
    Bastian

    1. Hallo Bastian,

      danke Dir für Deinen Kommentar.
      Ich kann auch nicht verstehen, warum nicht mehr Menschen die Arbeitszeit reduzieren.
      Wie Du es ja so gut beschrieben hast, sinkt die Steuerlast und das Gehalt sinkt insgesamt gar nicht so stark. Das hat Stefan von Stefans Börsenblog ja auch erst vor kurzem gemacht.

      Das ist dann natürlich eine gute Alternative zu einer Kündigung oder dem Suchen eines neuen Jobs. Dann kannst Du nebenbei Dir etwas aufbauen und bist so weniger vom Hauptjob abhängig. Das wird bestimmt gut mit der Arbeitszeitreduzierung.

      Schöne Grüße
      Dominik

      1. Naja, immer die Frage wie gut das geht. Mag als Beamter oder in Konzernen gut funktionieren. Im kleineren Betrieb bzw. aber einer bestimmten Ebene oder in bestimmten Jobs eher schwierig.
        Führungskraft in Teilzeit ist nicht so einfach. Als Aussendienstmitarbeiter nur 3 tage die Woche arbeiten? Wie soll das gehen? Die Kunden wollen betreut werden.

        Gibt sicher einige Bereiche wo es deutlich besser geht.

  4. Gefällt mir sehr gut der Artikel! Wenn man in seinem Job unglücklich ist, dann sollte man sich überlegen etwas neues zu machen und bei finanziellen Einbußen versuchen auf anderen Wegen sein Geld zu sparen.

{"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}

Sicher Dir eine kostenlose Leseprobe

Klick auf den Button und hole Dir 30 Seiten Leseprobe meines Buches 

Finanzhacks für Berufseinsteiger.

>