In Deutschland sind rund 1.500 ETFs verfügbar, aus denen Du auswählen kannst.
Gerade für neue Investoren kann das schnell zu Überforderung führen.
Wie willst Du da den Richtigen Fonds für Dich finden?
Auf welche Punkte solltest Du dabei achten und was ist eher unwichtig?
Im heutigen Artikel werde ich Dir beschreiben, worauf ich bei der Wahl eines ETFs achte und was ich für wirklich wichtig halte.
Falls Du den Artikel lieber als Video anschauen willst, dann findest Du das Video am Ende des Artikels.
Schritt 0: Anlageklassen auswählen
Bevor Du Dich mit der Auswahl des richtigen ETFs beschäftigst, solltest Du Dir bereits Gedanken über Deine Asset-Allocation gemacht haben.
Du solltest also die Frage geklärt haben, in welche Anlageklassen (Aktien, Anleihen etc) Du überhaupt investieren willst.
Die Auswahl des ETFs erfolgt erst ganz zum Schluss, wenn die grundlegenden Fragen geklärt sind und die Strategie steht.
Für diesen Artikel werden wir ein paar gute weltweit streuende Aktien-ETFs heraussuchen. an dem Beispiel lässt sich die Systematik gut erklären.
Schritt 1: ETF-Suche über justETF aufrufen
Als erstes würde ich die ETF-Suche von justETF aufrufen. Für mich persönlich ist das die beste und übersichtlichste Datenbank, wenn es um das Thema ETFs geht.
Ich gehe immer auf die Seite, um mir einen Überblick zu verschaffen und mir einen passenden ETF auszusuchen.
Schritt 2: Grobe Eingrenzung der Suche
Auf der linken Seite befinden sich die Auswahlkriterien, wonach Du die ETFs filtern kannst.
Zum einen die groben Kriterien nach den Anlageklassen und darunter dann noch viele weitere feinere Auswahlmöglichkeiten.
Wenn wir einen Aktien-ETF suchen, wählen wir natürlich bei der Anlageklasse "Aktien" aus. Damit bleiben "nur" noch rund 1.000 ETFs zum Auswählen übrig.
Das ist noch alles selbsterklärend. Im folgenden möchte ich mit Dir die Feinjustierungen durchgehen.
Worauf ich NICHT achte!
Die Übersicht mit den vielen Einstellungsmöglichkeiten kann schnell überfordern. Deswegen möchte ich kurz erklären, welche Filtermöglichkeiten aus meiner Sicht nicht wirklich relevant sind.
Wenn Dich das nicht interessiert, kannst Du auch sofort zu Schritt 3 springen.
Ich nutze für die Suche eigentlich nur 5 Kriterien. Diese habe ich in dem oberen Bild in blau eingekreist.
Für Dein Verständnis möchte ich trotzdem kurz erklären, warum ich die anderen Kriterien nicht für so wichtig halte.
Aktions-ETFs
Es gibt Aktionen bei Brokern, wodurch bestimmte ETFs für (meist nur kurze Zeit) günstiger erworben werden können. Die Handelskosten für diese Produkte sind dann etwas niedriger als sonst.
Das Problem hieran ist, dass es zeitlich begrenzt ist und meistens nur ETFs im "Angebot" sind, weil sie höhere laufende Kosten haben.
Sparplanfähige ETFs
Die meisten großen ETFs sind sowieso bei allen gängigen Depotanbietern im Sparplan verfügbar. Nach der "Sparplanfähigkeit" schaue ich daher maximal ganz zum Schluss. Zum Filtern ist es allerdings nicht so relevant.
Index-Familie
Mit der Index-Familie ist die Frage gemeint, von welchem Anbieter der Index stammt, auf dem der ETF beruht.
Der Index S&P 500 wird zum Beispiel von Standard & Poors herausgegeben.
Alle ETFs mit dem Kürzel FTSE beruhen auf einem Index, der von der Financial Times Stock Exchange stammt.
Auch bekannt ist die Abkürzung MSCI, die für Morgen Stanley Capital International steht.
Mir ist relativ egal, von welchem Anbieter der zugrundeliegende Index für den ETF stammt. 100 mal wichtiger ist, wer den ETF betreibt. Daher filtere ich nach diesem Kriterium nicht.
Fondsdomizil
Die meisten in Deutschland erhältlichen ETFs haben den Sitz ihres Fonds (aus regulatorischen und steuerlichen Gründen) in Irland und Luxemburg. Es gibt auch wenige ETFs mit Sitz in Deutschland oder Frankreich.
Früher war diese Unterscheidung aus steuerlichen Gründen relevant. Das ist jetzt allerdings nicht mehr der Fall.
Währungssicherung
Absicherungen kosten langfristig Geld. Deswegen will ich keine Absicherung in meinen Produkten haben. Dazu kommt noch, dass ich bei Aktien-ETFs kein Währungsrisiko sehe.
Solange der Fonds voll investiert ist (wie bei Aktien-ETFs) und kein Cash hält, gibt es schließlich kein Währungsrisiko.
ETFs und ETCs
ETCs gibt es nur für Rohstoffe und ist daher für die Suche nicht relevant. Schließlich haben wir im ersten Schritt bereits die Anlageklasse ausgewählt.
Active, Short & Leveraged ETFs
Vielleicht erstmal zur Erklärung, was die einzelnen Begriffe bedeuten:
Active ETF = Ein ETF, der aktiv gemanaged wird.
Short ETF = Ein ETF, der auf fallende Kurse setzt.
Leveraged ETF = Ein ETF, der einen Hebel hat und sich stärker als das Basisinvestment bewegt.
Bei Hebel 5 muss der Basisiwert sich 20 % bewegen, um Dein eingesetztes Geld zu verdoppeln oder zu verlieren.
Ich will nur in klassische Long-Only ETFs investieren und damit fallen die unteren Auswahlkriterien weg.
Schritt 3: Feinjustierung der Suche
In diesem Schritt möchte ich meine Kriterien kurz vorstellen und erklären, warum ich auf diese Dinge achte.
Wichtig: Das ist keine Anlageempfehlung und nur meine persönliche Meinung. Du bist für Deine Entscheidungen selbst verantwortlich und ich kann Dir das auch nicht abnehmen.
Thesaurierend oder Ausschüttend
Es gibt ETFs, die die Dividenden ausschütten oder automatisch wiederanlegen (thesaurieren). Ich bin ein großer Fan von ausschüttenden ETFs. Unter anderem wegen dem psychologischen Vorteilen. Aus meiner Sicht ist diese Auswahl allerdings eher "Geschmackssache".
Die Vor- und Nachteile habe ich in diesem Artikel intensiv abgewogen.
Fondsgröße
Ich persönlich investiere ausschließlich in Fonds, die mindestens 100 Millionen Euro Fondsvolumen haben. Bei kleineren Fonds besteht die Gefahr, dass sie eventuell für den Anbieter nicht rentabel genug sind und daher geschlossen oder mit einem anderen Fonds verschmolzen werden.
Hier gilt:
Je größer der Fonds, desto besser.
Replikationsmethode
Es gibt im Groben drei Möglichkeiten, wie der ETF den Index abbildet.
Physisch vollständig
Der ETF kauft alle Wertpapiere, die sich im Index befinden.
Physisch Sampling
Der ETF kauft einen Großteil, aber nicht alle Wertpapiere, die sich im Index befinden. Gerade bei Indizes mit sehr vielen Wertpapieren wird das oft gemacht, damit die Kosten etwas niedriger sind. Wirkliche große Nachteile hat es nicht.
Synthetisch - Swap basiert
Das ist wieder rum etwas schwieriger zu erklären. Der ETF kauft neben den normalen Wertpapieren, die im Index sind, noch weitere Wertpapiere. Über ein Tauschgeschäft (Swap) erhält der ETF die Rendite des zugrundeliegenden Index und der andere Partner erhält die Rendite der Wertpapiere, die im ETF sind.
Der Swap-Anteil ist auf 10 % des ETFs beschränkt.
Hier findest Du einen ausführlichen Artikel zu dieser Art.
Ich finde es besser, wenn der Fonds die Wertpapiere auch selbst hält. Alle drei Varianten sind extrem sicher und die Unterschiede sind nicht so groß.
Du könntest also an sich jeden ETF mit jeder Replikationsmethode wählen.
Alter
ETFs mit einem Fondsvolumen von über 100 Millionen Euro sind meistens auch schon einige Jahre am Markt. Deswegen würde ich hier die Suche nicht weiter eingrenzen.
Ich wähle lieber etablierte ETFs, die mindestens 3 Jahre auf dem Markt sind.
Das Kriterium wird allerdings bereits von fast allen in dieser Liste erfüllt.
Anbieter
Es gibt viele verschiedene Anbieter von ETFs, die den Fonds auflegen und verwalten.
Fast alle dahinterstehenden Unternehmen sind Banken, die gewinnorientiert sind.
Die einzige (mir bekannte) Ausnahme hiervon ist Vanguard.
Vanguard ist eine amerikanische Organisation, die vergleichbar mit einer Genossenschaft ist. Sie gehört den Anlegern und hat das Ziel möglichst günstig für die Masse an Privatanlegern Produkte anzubieten.
Aus diesem Grund ist Vanguard eigentlich immer von allen Fondsanbietern am günstigsten.
Der einzige "Nachteil" ist, dass Vanguard nur die wichtigsten und größten Indizes abbildet.
Ich persönlich schaue daher immer zuerst, ob ich einen passenden ETF von Vanguard finde. Erst danach schaue ich bei den anderen Anbietern.
Nach all diesen Filtern bleiben nur noch 12 ETFs übrig. Das ist doch schon mal viel übersichtlicher als 1.500. 😉
Schritt 4: Konkreten ETF wählen
In Deiner Anlagestrategie hast Du Dir bereits Gedanken darüber gemacht, wie und in was Du investieren willst. Für dieses Beispiel suchen wir einen weltweit streuenden Aktien-ETF.
Damit sind schon mal konkrete Länderindizes (S&P 500 für nur USA oder FTSE 100 für nur Großbritannien) raus.
In diesem Beispiel würde der Vanguard FTSE All-World UCITS ETF Distributing übrig bleiben.
Der Index FTSE All-World deckt die größten 46 Länder mit mehreren tausend Unternehmen ab.
Mit einem Fondsvolumen von etwa 3,8 Milliarden Euro ist der Fonds sehr groß.
Die TER ist mit 0,22 % sehr sehr niedrig.
Bonus-Schritt: Wertpapiersparplan möglich?
Diesen Schritt bezeichne ich als "Bonus-Schritt", da er in den meisten Fällen nicht notwendig ist. Die großen und beliebten ETFs sind sowieso bei allen großen Anbietern im Angebot als Sparplan verfügbar.
Auf justETF gibt es auch die Möglichkeit zu überprüfen, bei welchen Online Brokern der ETF per Wertpapiersparplan gekauft werden kann und wie hoch die Kosten sind.
So kannst Du mit einem Blick herausfinden, ob Du den ETF überhaupt bei Deinem aktuellen Broker besparen kannst.
Oder falls Du noch kein Depot eröffnet hast, kannst Du das in Deine Auswahlkriterien mit einbeziehen.
Dazu musst Du bei justETF nur auf den jeweiligen ETF klicken und dann herunterscrollen.
HINWEIS: Lass Dich nicht nur von den angeblich niedrigen Kosten für den Wertpapiersparplan locken. Zum Teil gibt es bei manchen Brokern versteckte Kosten oder andere Voraussetzungen, dass Du überhaupt diese niedrigen Kosten bekommst. Zum Beispiel einen Mindestgeldeingang.
Abschluss & Fazit
Zum Abschluss habe ich noch eine ganz wichtige Bitte.
Bitte kauf nicht einfach blind irgendeinen ETF, sondern beschäftige Dich vorher selbst mit den Themen.
Aus meiner Sicht sind fast alle Verluste bei Investitionen darauf zurückzuführen, dass der Anleger nicht zu 100 % die Chancen und Risiken verstanden hat.
Mit diesem Artikel wollte ich nur meine Vorgehensweise teilen, worauf ich bei der Wahl meiner ETFs achte. Du kannst dadurch jetzt hoffentlich einafcher Deine eigene Recherche machen und den für Dich richtigen ETF finden.
Jeder hat schließlich auch etwas andere Kriterien, was ihm persönlich wichtig ist.
Was hast Du aus dem Artikel mitgenommen? Ist noch eine Frage offen oder würdest Du etwas anders machen?
Dann kommentiere gerne diesen Post.