November 22, 2017

Kosten

Teile den Inhalt, wenn er Dir gefällt.


Vor ziemlich genau zwei Jahren habe ich mein duales Studium beim Zoll begonnen und musste mich mit meinen Finanzen, Steuern und Versicherungen gezwungenermaßen zum ersten Mal auseinandersetzen. In der Schule wirst Du auf solche Sachen überhaupt nicht vorbereitet und gehst daher komplett ahnungslos in das Berufsleben und die Finanzwelt.

Unter anderem habe ich zu Beginn eine Dienstunfähigkeitsversicherung (eine Berufsunfähigkeitsversicherung für Beamte) abgeschlossen, bei der auch ein Teil des Geldes für die spätere Rente bzw. Pension in Fonds investiert wird. Mir wurde dazu eine Liste an Fonds vorgelegt und ich sollte mich für etwas entscheiden.

Ich hatte keine Ahnung, was Aktien und Anleihen genau sind und wie ein solcher Fonds funktioniert. Erst recht wusste ich nicht, dass ich bei der Auswahl auf eine breite Streuung achten sollte, Aktien langfristig die besten Renditen bringen und die Kosten eine extrem wichtige Rolle spielen. Zudem wusste ich nicht, dass die meisten aktiven Fonds schlechter abschneiden als der Index und selbst Affen besser Aktien auswählen können als hochprofessionelle und gut ausgebildete Fondsmanager.

Ich entschied mich damals alleine aufgrund des tollen Namens für den „AXA Chance Invest“. Mir war dabei keinesfalls bewusst, dass es sich hierbei um einen Dachfonds mit unverschämt hohen Gebühren handelt. Ein Dachfonds investiert in verschiedene andere aktiv gemanagte Fonds und versucht dabei die „Besten“ herauszupicken. Die Folgen davon sind meist viel zu hohe Gebühren bei geringer Rendite.

Heute möchte ich verdeutlichen, welche große Bedeutung die Kosten beim Investieren haben. Dafür möchte ich die Investition in einen aktiv gemanagten Fonds (hier den AXA Chance Invest) mit einem ETF auf den MSCI World anhand der Kosten vergleichen.

Welche Kosten gibt es?

Beim Investieren ist zwischen zwei Kostenarten zu unterscheiden.

Zum einen gibt es Orderkosten und Ausgabeaufschläge, die beim Kauf eines Finanzprodukts anfallen.

Zum anderen gibt es laufende Kosten, die jedes Jahr für die Verwaltung (für das gesamte investierte Geld) gezahlt werden müssen.

Dabei muss am stärksten auf die laufenden Kosten geachtet werden, weil sie jedes Jahr für das gesamte investierte Geld anfallen. Die Kaufgebühren fallen nur für die neu investierte Summe an.

Wenn Du zum Beispiel 100.000 € in einem aktiv gemanagten Fonds investiert hast, musst Du bei 1 % laufenden Kosten jedes Jahr 1.000 € an Gebühren zahlen. Dabei hast Du noch gar nichts ge- oder verkauft und es ist auch noch nicht sicher, ob der Fonds in diesem Jahr Gewinn erwirtschaftet. Dazu kommt noch, dass viele aktive Fonds einen hohen Ausgabeaufschlag verlangen. Das bedeutet, dass beim Kauf erstmal 2-6 % des investierten Geldes vom Fonds als Gebühr einbehalten werden.

Die Orderkosten von Aktien und ETFs sind mit 0,5-1,5 % dagegen relativ gering und können kaum umgangen werden. Nachdem Du für Dich einen guten Onlinebroker ausgewählt hast, kannst Du die Kosten nicht mehr stark verringern. Die laufenden Kosten von ETFs sind dagegen im Vergleich zu aktiven Fonds extrem gering.

AXA Chance Invest vs. iShares MSCI World ETF

Doch lasst uns mal einen Vergleich zwischen einem aktiven Fonds (DE0009789446) und einem ETF auf den MSCI World (IE00B0M62Q58) anstellen. Wir nehmen an, dass wir für das Alter vorsorgen wollen und 40 Jahre lang jeden Monat 100 € in den jeweiligen Fonds investieren.

Es sollen folgende Fragen beantwortet werden:

Was kommt bei den Investitionen am Ende heraus?

Wie groß ist der Unterschied?

Wie viele Gebühren zahlen wir insgesamt?

Wie viel Rendite müssten wir mit dem aktiven Fonds erreichen, um am Ende gleich viel Vermögen wie mit dem ETF aufgebaut zu haben?

Ich habe absichtlich einen etwas „teureren“ ETF mit 0,5 % laufenden Kosten genommen, damit der Unterschied nicht zu extrem ist. In der Tat kannst Du durchaus deutlich niedrigere laufende Kosten mit einem ETF haben. Ein ETF wird an der Börse gehandelt und hat daher keinen Ausgabeaufschlag. Wir gehen von Kaufkosten von 1,5 % aus.

Der aktive Fonds hat einen Ausgabeaufschlag von 4 % und laufende Kosten von rund 2 %.

Zudem gehen wir davon aus, dass beide Investitionen 7 % Rendite im Jahr machen. Sonst ergibt es ja auch keinen Sinn die beiden Investitionen miteinander zu vergleichen. Wir wollen schließlich sehen, welche Auswirkungen unterschiedliche Kostenstrukturen bei gleichen Renditen ausmachen.

Während des Schreibens dieses Artikels habe ich mein Beispiel schnell durchgerechnet und bin von den Ergebnissen auch wieder erstaunt. Obwohl ich bereits so viele Beispiele gerechnet habe, unterschätze ich den Zinseszins-Effekt immer wieder aufs Neue. Ich habe die Ergebnisse in folgender Grafik für Euch zusammengefasst:

Die Unterschiede bei den Gebühren scheinen erstmal eigentlich nicht so groß. Was können schon 1,5 -2,5 % ausmachen?

Trotz gleich großen Einzahlungen von insgesamt 48.000 € ist das Endvermögen allerdings extrem unterschiedlich. So kommen beim ETF 213.000 € zusammen, während es beim aktiven Fonds nur 139.000 € sind. Und das bei gleich großer Rendite!

Insgesamt hast Du also beim aktiven Fonds hinterher 73.800 € weniger. Das liegt daran, dass Du während der Laufzeit über 26.000 € mehr an Gebühren gezahlt hast und dieses Geld sich jetzt nicht mehr vermehren kann.

Der aktive Fonds müsste eine Rendite von 8,7 % im Jahr erzielen, damit Du hinterher genauso viel Geld wie bei dem ETF hast. Die meisten aktiven Fonds schaffen es nicht den zugrundeliegenden Index zu schlagen. Erst recht gibt es wahrscheinlich nur ganz wenige aktive Fonds, die über 40 Jahre hinweg 1,7 % mehr Rendite schaffen. Die Kosten fallen allerdings auf jeden Fall an. Egal ob der Fonds gut oder sogar sehr schlecht läuft. Du kannst zwar nicht bei Deiner Kaufentscheidung sicher sein, wie gut die Renditen in der Zukunft sein werden, aber Du kannst die anfallenden Kosten extrem minimieren und dadurch Deine Chancen extrem verbessern.

Laufende Kosten sind der Renditekiller

Bei der Auswahl solltest Du vor allem auf die laufenden Kosten achten. Selbst bei Deinem ETF zahlst Du bei einer investierten Summe von ca. 200.000 € im letzten Jahr etwas mehr als 1.000 € an Verwaltungsgebühren. Beim aktiven Fonds sind es trotz der deutlich kleineren investierten Summe (139.000 €) sogar 2.700 € an Verwaltungsgebühren im letzten Jahr.

Meine Empfehlung ist es daher beim Investieren penibel darauf zu achten, dass Du keine oder möglichst niedrige laufende Kosten hast. Ein aktiver Fonds mit 2 % laufenden Kosten ist daher für mich ein absolutes No-Go. Besonders bei größeren sechsstelligen Summen können das im Jahr schnell mehrere tausend Euro an Gebühren sein.

Einzelaktien haben zum Beispiel keine laufenden Kosten und Du musst nur beim Kauf oder Verkauf Transaktionskosten bezahlen. Ich habe deshalb das Beispiel nochmal mit Einzelaktien für Euch durchgerechnet. Obwohl die Transaktionskosten wie bei den ETFs gleich groß bleiben, macht es nochmal einen großen Unterschied. Du zahlst in den 40 Jahren 13.000 Euro weniger an Gebühren und kannst Dich dadurch über 30.000 € mehr an Endvermögen freuen.

Bei all meinen Beispielen habe ich absichtlich nur 100 € pro Monat genommen, damit es einfach hochgerechnet werden kann. Besonders für Menschen, die die Finanzielle Freiheit anstreben, werden Investitionen von nur 100 € im Monat niemals ausreichen. Bei meiner aktuellen Investitionssumme von 500 € würde ich mit aktiven Fonds in 40 Jahren über 200.000 € an Gebühren zahlen und dadurch 350.000 € weniger an Vermögen haben. Diese Zahlen machen einen einfach sprachlos.

Die meisten rechnen sich diese Sachen leider nicht richtig durch, wissen oft noch nicht mal von den hohen Gebühren oder unterschätzen die Auswirkung maßlos. Wenn das nicht schon mal ein super Grund ist sich um die eigenen Finanzen zu kümmern und sein Geld vernünftig zu investieren.

Wenige investierte Stunden können am Ende schnell einen Unterschied von mehreren zehntausenden oder hunderttausenden Euros machen.

Was habe ich mit meiner Versicherung gemacht?

Ich habe mir bei meiner Versicherung die vielen unterschiedlichen Fonds angeschaut und musste mit Schrecken feststellen, dass die allermeisten extrem teure aktive Fonds waren. Da war zum Beispiel in der Spitze ein aktiver Fonds mit 6 % Ausgabeaufschlag und 2 % Verwaltungskosten dabei. Ich habe also zu Beginn gar nicht so extrem schlecht ausgewählt und hätte auch kaum etwas viel besseres auswählen können.

Die beste Alternative war eine Art von aktiver Fonds, der aus verschiedenen ETFs (hauptsächlich Aktien-ETFs) ein Portfolio erstellt. Es entfällt zumindest der Ausgabeaufschlag und die laufenden Kosten betragen „nur“ 1,5 % pro Jahr. Es ist wirklich erschreckend, dass das der günstigste Fonds war.

Zum Glück gehen dort weniger als 100 € im Monat hinein und ich werde diese Versicherung auch keine 40 Jahre behalten. Ich kenne mich jetzt nicht im Details aus, welche Fondsauswahl Du bei einer Lebensversicherung hast, doch solche Fonds wären für mich schon ein Ausschlusskriterium. Das bestätigt mir nochmal meine Sichtweise auf Lebensversicherungen und Co.

Der Versicherung geht es hauptsächlich darum mit ihren Produkten Geld zu verdienen. Durch die vielen versteckten Gebühren kann der Zinseszins-Effekt nicht seine volle Wirkung entfalten und der Sparer verliert zehntausende Euros.

Noch ein kleiner Hinweis zum Abschluss:

Dieser Artikel soll verdeutlichen, welche Auswirkungen die Kosten aufs Investieren haben. Das bedeutet natürlich keinesfalls, dass aktive Fonds per se schlecht sind und niemals in diese investiert werden sollte.

Bei der Auswahl von aktiven Fonds sollte allerdings besonders Wert darauf gelegt werden, dass die Kosten durch eine höhere Performance auch kompensiert werden. Das Problem hierbei ist einfach, dass ein in der Vergangenheit gut abgeschnittener Fonds nicht auch in der Zukunft so gut abschneiden muss. Zu weiteren ausführlicheren Informationen ist die Lektüre von Souverän Investieren* zu empfehlen.

Die hohen Kosten bleiben bei aktiven Fonds allerdings bestehen und müssen auch bei schlechtem Abschneiden bezahlt werden.

In diesem Fall wirst Du doppelt bestraft:

Schlechte Performance und dazu noch überteuerte Gebühren.

Achtest Du beim Investieren auf die Kosten? Was kannst Du uns da für Tipps geben? Hättest Du damit gerechnet, dass der Unterschied so groß ist?

PS: Du suchst noch einen guten Onlinebroker für Dein Aktien- oder ETF-Depot? Ich bin sehr zufriedener Kunde bei der comdirect und kann diese Onlinebank mit Ihrem Service und dem guten Preis-Leistungs-Verhältnis uneingeschränkt empfehlen. Schau Dir die Konditionen durch Klick auf den Banner näher an.*

Inhalte werden geladen

Hier findest Du mich:

Über den Autor

Dominik Fecht

Ich bin Dominik und bilde Menschen im Thema Finanzen aus. Entweder durch diesen Blog, meinen YouTube-Kanal, meine beiden Bücher oder in meiner Live-Online-Ausbildung.

Ich helfe Menschen das Thema Finanzen durch einfache Erklärungen zu verstehen und ihr Geld in die eigenen Hände zu nehmen. Finanzbildung für ein selbstbestimmtes und glückliches Leben.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked

  1. Hallo Dominik,

    Ich bin auch nicht Fan von solchen Produkten die viel Gebühren bzw. Kosten generieren. Deshalb entscheide ich lieber selber in welche Unternehmen ich investiere. Der Bonus dabei ist, ich habe Spass bei der Auswahl und Zusammenstellung.

    Mir wurde selbst fast eine solche Versicherung aufgedreht, habe aber glücklicherweise dann nach langem hin und her nicht unterschrieben 😀

    Grüsse
    Thomas

    1. Hallo Thomas,

      ich denke das beste ist, wenn einem das investieren an sich auch schon Spaß macht.
      Dann kann man sich nämlich in den Bereich der Einzelaktien stürzen. Sonst empfehlen sich günstige ETFs.

      Schöne Grüße
      Dominik

  2. Hallo Dominik,

    vielleicht ist es das Beste, die Dienstunfähigkeitsversicherung zu kündigen. Das Geld könntest Du sicher selber besser anlegen. Ich bin auch Beamter und habe wenig Sorgen, dass ich so eine Versicherung mal brauchen könnte. Man kann nicht alle Lebensrisiken absichern. Vor ein paar Jahren habe ich meine Riester- und meine Rentenversicherung gekündigt. Die Renditen waren lachhaft. Davon hat nur die Versicherung profitiert. Ich kümmere mich jetzt selbst um meine Altersversorgung und fühle mich damit viel wohler.

    Gruß Bernd

    1. Hallo Bernd,

      ich gehe mal stark davon aus, dass Du bereits auf Lebenszeit verbeamtet bist.
      In diesem Fall würde eine Dienstunfähigkeitsversicherung keinerlei Sinn ergeben, weil man durch den Dienstherrn abgesichert ist.
      In den ersten fünf Jahren und während der Probezeit kann man jeder Zeit entlassen werden, wenn man dienstunfähig wird. Dann kriegst du ein Schreiben, dass du die gesundheitlichen Voraussetzungen an ein Beamtenverhältnis nicht mehr erfüllst und daher mit sofortiger Wirkung entlassen wirst.

      Später habe ich auch vor die Versicherung zu kündigen und das gesparte Geld zu investieren.
      Trotzdem vielen Dank für den Hinweis.

      Schöne Grüße
      Dominik

  3. Hallo Dominik,

    dann sieht die Sache natürlich anders aus. Danke für die Kostengegenüberstellung. Hat mir ein wenig die Augen geöffnet. Warum bei ETFs soviel Gebühren zahlen? Das summiert sich doch ganz schön. Als Folge habe ich meinen iShares STOXX Europe 600 Oil & Gas UCITS ETF (DE) verkauft und dafür Exxon Mobil gekauft. Auf Dauer wird das kostengünstiger sein.

    Gruß
    Bernd

    1. Hallo Bernd,

      mich freut es, dass Dir die Kostengegenüberstellung bei der Entscheidung geholfen hat.
      Ich finde an echten Zahlen werden die Zahlen viel deutlicher, als wenn ich das nur prozentual erzähle.
      Unter 1 % laufenden Gebühren kann man sich letzten Endes nicht viel vorstellen.

      Schöne Grüße
      Dominik

{"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}

Sicher Dir eine kostenlose Leseprobe

Klick auf den Button und hole Dir 30 Seiten Leseprobe meines Buches 

Finanzhacks für Berufseinsteiger.

>